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Gleitschirmflieger im Baum: Bergwacht trainiert den Ernstfall

Großer Feldberg, 19.06.2021

„Gleitschirmflieger im Baum“ – so oder so ähnlich klingen jedes Jahr zahlreiche Einsatzmeldungen für die Bergwachten in Deutschland, nicht nur im Alpenraum, sondern auch in den Mittelgebirgen. Auch hier im Taunus befinden sich einige Starthänge für Gleitschirm- und Drachenflieger. Um im Notfall einen Absturz zum Boden zu verhindern, steuern Gleitschirmpiloten ihr Fluggerät gezielt in eine Baumkrone, wo sich das Segeltuch dann verfängt. Ein selbstständiger Abstieg aus dem Baum ist für den Piloten nicht möglich, und er ist auf externe Hilfe angewiesen: die Bergwacht, die auf die Rettung von Personen aus Absturzgefahr spezialisiert ist, über jahrzehntelange Erfahrung in der Bergung notgelandeter Gleitschirmpiloten verfügt und dafür ausgefeilte Rettungsverfahren entwickelt hat. Und die Bergwacht Großer Feldberg hat auch schon verwaiste Bussardküken aus ihrem Horst und Flugdrohnen von ihrem unfreiwilligen Landeplatz geholt.

Die Bergretter vom Großen Feldberg haben nun das Ende der Corona-Zwangspause im praktischen Ausbildungsbetrieb für ein intensives Baumrettungstraining genutzt. Die in der Baumrettung angewandten Spezialverfahren müssen regelmäßig geübt und neu ausgebildete Einsatzkräfte an diese spezielle Zusatzausbildung herangeführt werden, um eine möglichst schnelle und vor allem sichere Rettung auch von sehr hohen Bäumen sicherstellen zu können. Sich selbst in eine schwierige Situation am Seil zu bringen, kann schnell sogar für den Retter gefährlich werden. Ein Bergretter muss also nicht nur komplexe Rettungsverfahren überblicken, sondern auch unter Stress einen kühlen Kopf bewahren, neben dem Wohl des „Patienten“ immer die eigenen Gefahren im Blick behalten, und ein ganzes Bündel an Maßnahmen zu deren Abwehr beherrschen. „Die Herausforderungen bei der Rettung aus Bäumen liegen in den zunächst unscheinbaren Details, mit denen ein Bergretter in großer Höhe, im dichten Geäst des Baumes und auf sich allein gestellt konfrontiert ist.“, erläutert Björn Nolting, der Ausbildungsleiter der Bergwacht. „Da muss jeder Handgriff nicht nur sitzen, sondern vorher genau durchdacht werden. Und jeder Schritt, jede Entscheidung kann unmittelbare Auswirkungen auf den weiteren Rettungsvorgang haben.“

An einem Ausbildungssamstag wurden daher unter seiner Leitung verschiedene Szenarien zur Rettung von Gleitschirmpiloten trainiert. Dabei kommen je nach Baumart unterschiedliche Techniken zum Seileinbau, zum Aufstieg auf den Baum und zur Selbstsicherung in bis zu dreißig Metern Höhe in einer schwankenden Baumkrone in Frage. Und auch die verschiedenen Standard-Verfahren der Bergwacht zum Sichern und Ablassen des Piloten zum Boden müssen immer wieder neu durchdacht und erprobt werden, denn jeder Baum ist anders gewachsen und bietet unterschiedliche Herausforderungen und Hindernisse. „Das Training hat gezeigt, dass wir trotz der Einschränkungen während des letzten Ausbildungsjahres gut aufgestellt sind und die erprobten Verfahren immer noch sicher anwenden können“, zieht Nolting eine positive Bilanz des Tages. „Trotzdem ist es gut, dass wir jetzt wieder die Möglichkeit haben, die praktischen Handgriffe unter realistischen Bedingungen zu üben, um die Sicherheit aller Freizeitsportler im Taunus – auch die der Gleitschirmflieger – gewährleisten zu können.“

 

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Aufbau einer Seil-Verankerung am Baumstamm oberhalb des verunglückten Piloten. Foto: Andreas Pfeiffer ©

 

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Ein Bergretter (rechts) steigt unter Seilsicherung durch das Geäst zum Piloten auf. Foto: Andreas Pfeiffer ©