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Not macht erfinderisch

Großer Feldberg, 19.11.2020

Nicht nur die Fallzahlen steigen – auch die Einsatzzahlen der Bergwacht Großer Feldberg waren in den letzten sechs Monaten so hoch wie noch nie in einem Sommerhalbjahr. Das liegt wohl vor allem daran, dass die Menschen in Lockdown-Zeiten und bei Abstandsgeboten ihre Freizeit- und Sportaktivitäten lieber an der frischen Luft und damit im Taunus verbringen. Erschwerend kommt hinzu, dass durch die umfangreichen Forstarbeiten zur Bewältigung des Borkenkäferbefalls viele Fahrwege für schwere Rettungswagen kaum noch passierbar sind. So muss die Rettungsleitstelle immer öfter auf die kleineren und mit Allradantrieb ausgestatteten Einsatzfahrzeuge der Bergwacht zurückgreifen, damit verunglückte oder akut erkrankte Taunusbesucher schnell notfallmedizinisch versorgt und ins Krankenhaus gebracht werden können.

Die besondere Herausforderung für die Bergretter besteht aber darin, dass die Kontaktbeschränkungen sich auch auf ihre Übungs- und Ausbildungsmöglichkeiten auswirken. „Als die Fallzahlen die 35er-Marke überschritten haben, durften wir den Mindestabstand von 1,5 m bei Ausbildungen nicht mehr unterschreiten. Das macht ein praxisorientiertes notfallmedizinisches Training ‚am Patienten‘ fast unmöglich.“ sagt Björn Nolting, Ausbildungsleiter bei der Bergwacht Großer Feldberg. Und mit Erreichen der 50er-Grenze mussten sofort alle praktischen Ausbildungen eingestellt werden. Das ist angesichts des Infektionsrisikos unumgänglich, damit die Retter auch weiterhin gesund und einsatzbereit bleiben. „Aber davon lassen wir uns nicht abhalten, unseren hohen Ausbildungsstand aufrecht zu erhalten.“ so Nolting. „Dann muss man halt kreativ werden und die Möglichkeiten nutzen, die einem bleiben.“

Neben regelmäßigen Online-Fortbildungen zu notfallmedizinischen und einsatztaktischen Themen wurden auch Lehrvideos zu Rettungsgeräten gedreht, die sich die Helfer zu Hause anschauen können. Außerdem gibt es eine interaktive Lernplattform der Bergwacht Bayern, die alle deutschen Bergwacht-Einsatzkräfte schon seit Längerem nutzen können. Und nun vervollständigt noch ein weiterer Baustein die Trainingsmöglichkeiten der Bergretter: Im Obergeschoss der Dienst- und Rettungsstation der Bergwacht auf dem Großen Feldberg wurde eine Ausbildungswand mit Haken und Ösen fertiggestellt, an der die Grundlagen der Seil- und Sicherungstechnik geübt werden können. Ausführliche Anleitungen lenken den übenden Helfer durch Themen wie „Knoten in der Bergrettung“, „Verankerungsbau“ und sogar „Sicher Abseilen“, erläutert Björn Nolting. Letzteres zwar nur die Treppe zum Erdgeschoss hinunter, aber „so kann jeder Helfer, der die Grundausbildung absolviert oder nur seine Kenntnisse auffrischen möchte, die wichtigsten Handgriffe ohne Absturzgefahr selber praktisch üben, auch wenn ihm dabei derzeit kein Ausbilder über die Schulter schauen darf.“  

Der Winter kann also kommen, vielleicht ja auch mal wieder mit viel Schnee und Eis. Aber auch dafür ist die Bergwacht gerüstet: „Die Schneesaison war ja immer unsere Hauptsaison, und auch für das individuelle Winterrettungstraining haben wir schon gute Ideen gesammelt.“ versichert Nolting. „Die Taunusbesucher können sich jedenfalls auf uns verlassen. Wir sind da, wenn sie uns brauchen, gemäß unserem Motto 'Bei jedem Wetter, in jedem Gelände' – auch unter Corona.“

 

2020 11 19 Ausbildungswand 2

Bergwacht-Sanitäterin Sarah Burow macht sich mit neuen Techniken vertraut und übt die Ausgleichsverankerung nach der "Südtiroler Methode".

 

2020 11 19 Ausbildungswand 1

Die fertige Ausbildungswand mit detallierten Anleitungen und Anschauungsmaterial.